Übung & Anwendung – kompakt für den Einstieg

Anwendungsorientierte Lehrformate wie Übungen und Tutorien sind praxisnahe und auf Lernenden ausgerichtete Situationen, in denen Studierende mithilfe angeleiteten Aufgabestellungen zentrale Inhalte aktiv und selbstständig anwenden, vertiefen und einüben – meist in kleinen Gruppen und aufbauend auf vorbereitende Veranstaltungen.

Die Lehrperson begleitet den Lernprozess, stellt Aufgaben, unterstützt bei Fragen und gibt individuelle Rückmeldungen.

🧠 Förderung der selbstständigen Wissensverarbeitung
🔁 Anwendung und Einübung zentraler Fachinhalte
🤔 individuelle oder kooperative Auseinandersetzung mit Fachinhalten
🧩 Vertiefung durch konkrete Lernhandlungen (z. B. Problemlösen, Diskutieren, Erproben)
🎓 Entwicklung fachlicher und überfachlicher Kompetenzen

👉 Übungen und Tutorien1 dienen der festigenden Anwendung – übend, vertiefend, technisch-methodisch.

Übungen und Tutorien gehören zu den wichtigsten Lehrformaten, wenn es darum geht, Wissen anzuwenden, zu vertiefen und durch aktives Tun zu verankern. Ihre konkrete Ausgestaltung ist jedoch nicht beliebig, sondern wird maßgeblich von der Fachkultur, den Lernzielen und der Studierendengruppe bestimmt.

Auch wenn sich die Anforderungen je nach Disziplin, Thema und Studienphase unterscheiden, lassen sich einige universelle didaktische Prinzipien ableiten, die sich in der Praxis bewährt haben und bieten eine verlässliche Orientierung.

Diese Fragen helfen bei der fach- und studierendenorientierten Gestaltung:

  • Welche Kompetenzen sollen in der Übung oder im Tutorium aufgebaut werden?
  • Wie heterogen ist der Vorwissensstand der Studierenden?
  • Welche Rolle spielt die Fachkultur – etwa analytisches Arbeiten, diskursive Auseinandersetzung oder praktisches Erproben?
  • Findet das Format in einer frühen Phase des Studiums statt – oder im fortgeschrittenen Kontext?

Die folgenden Fachbeispiele geben einen orientierenden Einblick, wie Übungen und Tutorien in verschiedenen Disziplinen gestaltet werden können – jeweils mit Bezug zu typischen Lernzielen, Aufgabenformaten und fachlichen Anforderungen.

  • Objekt des Lernens: Durchführung und Auswertung naturwissenschaftlicher Experimente.
  • Aufgabentypen: Versuchsanleitungen, Hypothesenbildung, Messwertaufnahme, Fehleranalyse.
  • Arbeitsform: Kleingruppenarbeit im Labor, kooperatives Problemlösen.
  • Materialien: Laborgeräte, Versuchsanleitungen, digitale Messwerterfassung.
  • Rolle Lehrperson/Tutor*in: Anleitung, Sicherheit, Durchführungshilfe.
  • Besonderheiten: Sicherheitsaspekte, Umgang mit Komplexität.
  • Objekt des Lernens: Textinterpretation, analytisches Denken.
  • Aufgabentypen: Thesenbildung, Essays, Diskussionen.
  • Arbeitsform: Einzelarbeit, Gruppendiskussion, Kurzreferate.
  • Materialien: Primär-/Sekundärtexte, Lektürehilfen.
  • Rolle Lehrperson/Tutor*in: Textauswahl, Moderation, Impulse.
  • Besonderheiten: Sprachliche Komplexität, offene Interpretationen.
  • Objekt des Lernens: Reflexion von Praxiserfahrungen, Theorie-Praxis-Transfer.
  • Aufgabentypen: Reflexionsprotokolle, Fallanalysen.
  • Arbeitsform: Peer-Feedback, tutorierte Kleingruppen.
  • Materialien: Unterrichtsbeispiele, Videofälle.
  • Rolle Lehrperson/Tutor*in: Strukturvorgabe, Begleitung, Feedback.
  • Besonderheiten: Subjektive Erfahrungen, Feedbackkultur.
  • Objekt des Lernens: Anwendung des Gutachtenstils, juristische Argumentation.
  • Aufgabentypen: Falllösung, Normensubsumtion.
  • Arbeitsform: Einzel- und Partnerarbeit, Lösungsskizzen.
  • Materialien: Falltexte, Gesetzestexte, Kommentare.
  • Rolle Lehrperson/Tutor*in: Fallauswahl, Korrektur, Methodentraining.
  • Besonderheiten: Textdichte, Methodenkonventionen.
  • Objekt des Lernens: Anwendung quantitativer Verfahren, Modellverständnis.
  • Aufgabentypen: Rechenaufgaben, Fallbeispiele.
  • Arbeitsform: Gruppenrechnen, digitale Übungsplattformen.
  • Materialien: Aufgabenblätter, Excel-Modelle, E-Learning.
  • Rolle Lehrperson/Tutor*in: Aufgabenerstellung, Hilfestellung, Feedback.
  • Besonderheiten: Formeldichte, Anwendungsorientierung.

Fallarbeit /
Case-Based Learning

Bearbeitung realitätsnaher Szenarien zur Anwendung theoretischer Inhalte.

Einsatzmöglichkeiten:

Jura, WiWi, Lehramt, Sozialwissenschaften, Medizin

Peer-Tutoring

Studierende erklären sich Inhalte gegenseitig, z. B. in Kleingruppen oder Tandems.

Einsatzmöglichkeiten:

alle Studiengänge (bes. in Einstiegsphasen)

Selbstgesteuerte Übungsplattformen

Aufgaben mit direktem Feedback in digitalen Lernumgebungen.e.

Einsatzmöglichkeiten:

Mathematik, WiWi, Naturwissenschaften, Informatik

Reflexionsaufgaben

Aufgaben zur bewussten Auseinandersetzung mit dem Lernprozess oder dem Gelernten.

Einsatzmöglichkeiten:

Lehramt, Geisteswissenschaften, Soziale Arbeit

Rollenspiele / Simulationen

Nachstellen praxisnaher Situationen mit anschließender Auswertung.

Einsatzmöglichkeiten:

Lehramt, Jura, Gesundheitsberufe

Lernprotokolle & Schreibübungen

Strukturierte schriftliche Verarbeitung von Inhalten zur Vertiefung.

Einsatzmöglichkeiten:

Geistes-, Sprach- und Kulturwissenschaften

🔗 Vertiefung in der Fachdidaktik

Die konkrete Auswahl und Gestaltung der Methoden sollte sich an den fachspezifischen Anforderungen und Lerntypen der Studierenden orientieren. Weitere Hinweise dazu finden Sie in den hochschuldidaktischen Fachberatungen oder fachspezifischen Didaktikmaterialien.

  1. 🔍 Was unterscheidet Übung und Tutorium?
    Beide Formate fördern das vertiefende Lernen durch Anwendung und Aufgabenbearbeitung.
    Übungen werden meist von Lehrenden oder wissenschaftlichen Mitarbeitenden geleitet und sind stärker auf systematische Einübung und Kompetenzaufbau ausgerichtet.
    Tutorien hingegen werden oft von erfahrenen Studierenden durchgeführt und dienen primär der unterstützenden Wiederholung, Orientierung und Verständnissicherung – insbesondere in der Studieneingangsphase. Sie bringen eigene Gruppenprozesse mit sich und erfordern eine Abstimmung mit der Lehrperson.
    ↩︎